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Im Tiroler Bauernkrieg

Rodeneck im Tiroler Bauernkrieg

Seit dem Tode Kaiser Maximilians (12.01.1519) gelangten immer mehr Beschwerden an den Landesfürsten, die insbesondere politische, religiöse und soziale Verhältnisse betrafen. Zudem griffen die Bauern vielfach zur Selbsthilfe, nahmen sich kurzerhand, was ihnen zustand, widersetzten sich vor allem dem Jagd- und Fischereiverbot und verweigerten Zins und Steuern.
Bäuerliche "Absager" (absagen heißt Fehde ansagen) gebrauchten das ritterliche Fehderecht, griffen zur Waffe und sammelten Gleichgesinnte um sich. Diese Räuberrebellen erfreuten sich bei der Bevölkerung größter Beliebtheit. 
Besonders unruhig ging es im Landgericht und Burgfrieden (der heutigen Gemeinde) Rodeneck her. Die Bauern der Umgebung rotteten sich zusammen und hatten die Absicht, auf das Schloß Rodenegg zu ziehen, das unter Veit II. (1523 - 1538) vergrößert und für Verteidigungszwecke ausgebaut wurde, und es zu erstürmen. Dem Pfleger Sigmund Brandisser gelang es jedoch, die Bauern durch gute Worte und Versprechungen zu beruhigen; er wagte es allerdings nicht, sich öffentlich zu zeigen.
Die Unruhen dauerten in Rodeneck an, ja die Gerichtsleute verweigerten dem neuen Landesfürsten (Karl V.) die Erbhuldigung. Den endgültigen Ausschlag zum großen Bauernkrieg in Tirol gab aber die Verurteilung des Absagers Peter Paßler aus Antholz, der in Brixen gefangen war. Als er am 9. Mai 1525 auf dem Domplatz in Brixen hingerichtet werden sollte, wurde er gewaltsam befreit. Anführer waren vor allem Gerichtsleute aus Rodeneck. Sie hatten sich bereits drei Tage vorher am Weiher des Klosters Neustift (Laugen) getroffen und beschlossen, Paßler zu befreien und die herrschaftlichen Weiher auszufischen. Von den Rodeneckern selbst (im Burgfrieden) seien besonders als Mitinitiator Hans Hauser aus Nauders erwähnt, ferner Christan Prössl und der Schneider zu St. Pauls.
Auch bei der Besetzung der Stadt Brixen und der Plünderung des Klosters Neustift (12. Mai) waren Rodenecker beteiligt. Genaue Nachforschungen hat Manfred Tschaikner, der mehrere Abhandlungen über Rodeneck verfaßt hat, angestellt. Er berichtet u.a. auch von Burgfriedern, die am 19. August in Albeins unter den Bauernvertretern aufscheinen: Hans Hauser, der bereits erwähnt wurde, der Platscher aus Nauders, Blasi Untergasser zu Gifen, der Jochl sowie Hans und Wolfgang Löchler aus Spisses. Bereits am 13. Mai 1525 war Michael Gaismair in Neustift von den Delegierten der Gerichte zum obersten Feldhauptmann gewählt worden. 
Die radikalen Aufständischen jedoch forderten energisch den Sturm auf das Schloß Rodenegg, das mächtigste Bollwerk der Umgebung. Schließlich war es dem Landesfürsten gelungen, den Aufstand durch falsche Versprechungen, taktische Hinhaltungen und Täuschungen unter Kontrolle zu bringen.
Gaismair war inzwischen durch eine Hinterlist in Innsbruck gefangen worden. Den entscheidenden Todesstoß erhielt aber die revolutionäre Bewegung auf Rodeneck, bzw. auf Schloß Rodenegg, als es dem Pfleger Sigmund Brandisser gelang, die energischen und noch frei herumlaufenden Bauernführer Andreas Frater und Lienhart Schnagerer -beide aus St. Leonhard -heimtückisch zu einer vorgegebenen Verhandlung auf die Burg zu locken, wo er sie zusammen mit ihren Begleitern ins Burgverlies warf (10. Oktober).  Andreas Frater, Lienhart Schnagerer, Hans Kastner von Tötschling, Jakob Pfefferer von St. Veit/Tils und die übrigen, die den Aufstand entfacht hatten, wurden auf dem Domplatz in Brixen enthauptet.
Unter den Rodeneckern traf das Strafgericht den Hauser und Wolfgang Löchler am schwersten. Sie wurden in Brixen eingekerkert, gefoltert und zu je zwanzig Gulden Strafe verurteilt. Auch Jörg Astner, Blasi Untergasser und Christall Prössl erlitten ein ähnliches Schicksal, wurden eingesperrt und mußten aber geringere Strafgelder zahlen. Wolfgang Löchler bezahlte sein Strafgeld am Heiligen Abend 1525. Da er sich aber weiterhin politisch zugunsten der Aufständischen betätigte und eine Verschwörung im Eisacktal aufgedeckt wurde, nahm man ihn abermals fest und kerkerte ihn am 16. April 1526 in Brixen ein. Nach langen Verhören und Folterungen wurde er am 14. Mai 1526 hingerichtet.
Wie man immerzu seiner Person und den damaligen Vorgängen steht: Als Opfer im Kampf für mehr Rechte des einfachen Volkes sollte ihnen in der Geschichte Rodenecks ein würdiges Andenken erhalten bleiben", fordert mit Recht Manfred Tschaikner.