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Der Name Rodeneck

Bereits Marx Sittich von Wolkenstein fragt sich in seiner Landesbeschreibung (um 1600), ob Rodeneck seinen Namen von den Edlen von Rodank, einem der ältesten Adelsgeschlechter Tirols, erhalten oder ob dieses Geschlecht den Namen von einem hier gelegenen Hof oder vom ganzen Berg übernommen hat. Bis heute ist diese Frage nicht geklärt. Ich halte mich besonders an die ausführliche und grundlegende Arbeit von Ernst Delmonego im Heimatbuch Rodeneck.
Unter Bischof Albuin (975-1006) taucht in verschiedenen Urkunden schon ein gewisser Rodanus als Schirmvogt der Kirche von Säben und Brixen auf.
Die ältesten urkundlichen Erwähnungen Rodenecks finden wir im "Actum Rotungum“ 1050 -1065. In diesen Urkunden erscheint Rodeneck besonders als Ort von Schenkungen an den Bischof und wird Rodung, Rodunc und Rotuchun genannt.
Seit 1140 kommt häufig der Name "Rodunch" vor, aber auch Rodanc, das sich vor allem ab 1200 durchsetzt.
Im 14. und 15. Jahrhundert stoßen wir auf Rodincken, Rodencken, Rodanc und Rodank, Rodink, Rotnik, Rodenkchen, Rodnick; Rodnichken, Rodnek, Rodennegk, Rodnegk.
Ab 1500 setzt sich immer mehr der Name Rodnegg (Rodnögg) durch, das später zu Rodenegg und Rodenögg wird, aus dem das heutige Rodeneck kommt.
Der Name "Rodeneck" taucht erstmals 1314 und dann in einem lateinischen Ablaßbrief des Jahres 1469 auf. Für das Schloß hat sich allgemein die Schreibweise "Rodenegg" durchgesetzt.
Etymologisch will man den Namen Rodeneck aus "rudhan", Bergrücken, und "aighe", Eck, erklären. Dies würde auf die Lage von Vill vom Kircher bis zum Schloß sehr gut passen, wenn man zudem bedenkt, daß gerade dieses Gebiet mitsamt der Rundel ältester Rodanker Besitz war.
Auch das Wappen der Herren von Rodank spricht für einen Bergrücken oder ein Eck und stellt heute das Gemeindewappen dar. Andere Forscher nehmen an, daß dem Wort Rodeneck der Personenname Hrodunc oder Hrodenco zugrunde liegt. Die volksetymologische Deutung leitet den Namen von "Roden" ab und findet ihren Niederschlag auch in einer Wappendarstellung in der einstigen Brixner Hofburg (heute Diözesanmuseum), bei dem das Eck als Pflugschar gedeutet werden kann. Die einheimischen Bauern deuten das Wappen als den alten "Bauernfünfer".

Neueste Forschungen wollen den Namen auch mit der bajuwarischen Landnahme um das Jahr 508 in Verbindung bringen. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass bajuwarische Scharen an dem Einzuge der Langobarden in Südtirol teilnahmen und ihre einheimischen Siedlungsnahmen verpflanzten" (so schreibt Sigmund von Riezler in der 'Geschichte Baierns').

Es gibt eine Reihe von orthografischen und sprachlichen Gemeinsamkeiten der Stadt Roding (Oberpfalz, Kreis Cham) und Rodeneck, so z.B. die Flüsse Rienz im Pustertal und Regen (bei Roding). Nach diesen sind sowohl Rodeneck als auch Rodengo (Saiano) in der Provinz Brescia Siedlungen der Langobarden. Man darf auf weiterführende Forschungen gespannt sein. Es wäre schon Ironie des Schicksals, wenn Ettore Tolomeis Wortschöpfung Rodengo für unseren Ort Rodeneck eine geschichtliche Logik finden würde.