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Die Ywein Fresken

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Die im Jahre 1973 erfolgte Aufdeckung der Iwein-Fresken, so benannt nach dem Titelhelden im Roman Hartmanns von Aue, war in der Tat eine Sensation: das früheste erhaltene Zeugnis profaner, ritterlich/höfischer Kultur. Man wußte zwar seit langem, daß in dem ebenerdigen Raum von etwa vier mal sieben Metern Grundfläche unter dem Putz der Wände Fresken verborgen waren. Da man aber allgemein der Überzeugung war, daß es sich bei diesem Raum um die alte Burgkapelle zum hl. Nikolaus handle, erwartete man sich bei der 1. Freilegung durch das Denkmalamt Fresken religiösen Inhalts. Inzwischen (1993) sind auch die Reste der romanischen Burgkapelle im alten Turm gesichert worden. Der Verfasser des "Iwein"-Romans (1199 -1205) ist Hartmann, der sich selbst als ritterlichen Dienstmann von Aue bezeichnet. Über diesen gebildeten und dichtenden Ritter, der bei seinen Zeitgenossen in hohem Ansehen stand, wissen wir nur, daß er aus dem Sprachraum des Alemannischen stammte und etwa von 1160 bis 1210 lebte. Noch weniger wissen wir über den Maler der Rodenegger Fresken in der einstigen Rodenegger "Trinkstube" (Herrenraum) oder Kemenate (Kaminzimmer - Frauengemach). Er stammt sicherlich aus dem Umkreis der romanischen Malerei der Johannes- und Frauenkirche in Brixen. Während Nicoló Rasmo und Achim Masser die Verwirklichung der Fresken um 1200 oder kurz danach ansetzen, so sind nach Anne-Marie Bonnet zeitlich die Fresken in den 20iger Jahren des 13. Jahrhunderts anzusiedeln. Höchstwahrscheinlich ist zeitlich ein Kompromiß zu schließen, wenngleich sich der Rodenegger Künstler mehr nach den Fresken der Johanneskirche richtet.
Die Geschichte des Löwenritters Iwein umfaßt 8.166 Verse, aufgeteilt auf die Vorgeschichte (V1 ca. 962) und zwei große Teile. In Rodenegg ist im wesentlichen der erste Teil (V.963 - ca.3.200) in elf Szenen dargestellt.